WG 2 „Wegweiser“

„Wegweiser“ ist der Name der zweiten Wohngruppe. Wie der Name schon impliziert, soll den jungen Menschen in dieser Gruppe vor allem darin geholfen werden, einen eigenen Lebensweg zu finden. Jeder junge Mensch sollte also darin unterstützt und bestärkt werden einen jeweils individuell passenden Weg zu finden, welchen man einschlagen kann und mit dem man für sich selbst eine Perspektive sieht. Dies bezieht sich natürlich einerseits auf berufliche Perspektiven, aber auch auf den fortlaufenden Verselbstständigungsprozess und damit einhergehend einem individuellen Lebensstil und der Entwicklung hin zu einer mündigen Persönlichkeit. Darüber hinaus soll unter Einbeziehung aller Beteiligten geklärt werden, ob eine Rückführung in die Herkunftsfamilie möglich erscheint oder ein Umzug in WG 3 (damit der Verbleib im Hilfesystem) sinnvoller für die persönliche Entwicklung sein könnte.

In der Struktur der Einrichtung befindet sich die WG 2 in der Mitte, sie soll die Arbeit aus Wohngruppe 1 fortführen und die jungen Menschen gleichzeitig auf ihren weiteren Weg vorbereiten.

Weitere Informationen

In die Wohngruppe 2 werden vor allem Jungen und Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren aufgenommen. Auch hier gilt, dass diese Alterszahlen am Ende nicht ausschlaggebend sind, sondern die individuelle Entwicklung entscheidend ist. Die Wohngruppe stellt acht Plätze zur Verfügung, wobei diese in ein oberes und unteres Stockwerk unterteilt sind. Im oberen Stockwerk befindet sich auch das Mitarbeiterbüro, wodurch junge Menschen mit Zimmer im oberen Stockwerk automatisch stärker im Blickfeld der Fachkräfte sind. So kann man nochmal innerhalb der Wohngruppe 2 unterscheiden zwischen jungen Menschen mit mehr oder weniger Betreuungsbedarf.

Wie schon erwähnt ist in Wohngruppe 2 die Berufsorientierung ein wichtiger pädagogischer Schwerpunkt, da die Jugendlichen möglichst in Wohngruppe 3 ein berufliches Ziel weiterverfolgen sollen, beziehungsweise das typische Alter der Zielgruppe eines ist, in welchem man sich Gedanken darüber machen sollte, was man einmal nach der Schule machen will oder ob man sich noch weiter schulisch ausbilden lassen möchte. Im Zuge der Berufsorientierung geht es also vor allem um das Herausfinden von persönlichen Stärken, Interessen und Wünschen. So entscheidet man gemeinsam, ob ein weiterer Besuch der Schule sinnvoll wäre, eine Ausbildung das Interesse des jungen Menschen geweckt hat oder ob vielleicht ein Jahrespraktikum oder ein FSJ das Richtige wäre. Die pädagogischen Fachkräfte wollen den jungen Menschen versuchen zu helfen eigene Stärken und Interessen zu formulieren und auf Grundlage dessen mögliche Tätigkeitsfelder und berufliche Perspektiven zu erkennen. Zusammen mit den pädagogischen Fachkräften werden dann Schulanmeldungen, Bewerbungen und ähnliches verfasst, damit sie einerseits lernen wie Bürokratie funktioniert und andererseits lernen, wie man Bewerbungen verfassen kann.

Auch die Elternarbeit und die Biografiearbeit sind weiterhin auch in Wohngruppe 2 sehr wichtig. Junge Menschen, welche in Wohngruppe 2 eingezogen sind, haben meist schon eine geklärte Perspektive und Einrichtung und Eltern, beziehungsweise Vormund/Vormünderin, kennen sich bereits. Hier gilt es die Arbeit zu Gunsten des jungen Menschen weiterzuführen, vielleicht auf Wunsch Heimfahrten zu ermöglichen oder einfach einen geregelten Kontakt zur Herkunftsfamilie herzustellen und aufrechtzuerhalten. Hier ist transparenter, regelmäßiger Kontakt wichtig, um aktuelle Entwicklungen im Leben des jungen Menschen besprechen zu können und mögliche Gefahren gemeinsam zu erkennen und zu bearbeiten. Innerhalb der Biografiearbeit soll zusammen mit dem jungen Menschen die eigene Biografie bearbeitet werden, also herausgefunden werden wie sich bestimmte Verhaltensmuster im Laufe des Lebens entwickelt haben und warum. So kann man entwicklungshemmende Verhaltensmuster im Lebenslauf der jungen Menschen erkennen und gemeinsam bewerten, beziehungsweise gegebenenfalls verändern.

Die Verselbstständigung der jungen Menschen soll auch in Wohngruppe 2 gefördert werden. Die jungen Menschen sollen zunehmend Aufgaben alleine wahrnehmen, welche sie in Wohngruppe 1 noch nicht erledigen mussten. Die pädagogischen Fachkräfte der Wohngruppe stehen dabei natürlich zur Verfügung und helfen im Bedarfsfall. Bei der Verselbstständigung geht es vor allem um die Haushaltsführung, Hygiene, Umgang mit Geld, Behördengänge, Arzttermine, das Vereinbaren von Terminen, Einkaufen, Kochen usw. Hier sollen die jungen Menschen im besten Fall mit zunehmender Zeit immer eigenständiger handeln, bis sie so gut wie keine Hilfe mehr in solchen Angelegenheiten benötigen.

Auch die Netzwerkarbeit ist in Wohngruppe 2 weiterhin ein wichtiger Bestandteil der pädagogischen Arbeit. Die Jugendlichen sollen beim Knüpfen und Aufrechterhalten von sozialen Kontakten unterstützt werden, um sich so ein soziales Netzwerk aufbauen zu können. Soziale Netzwerke sind auch immer eine wichtige Ressource für den Menschen, welche durchaus hilfreich und wichtig in schwierigen Lebenssituationen sein können. Darüber hinaus geht es auch darum mögliche externe Institutionen weiterhin in den Hilfeprozess einzubeziehen und falls nötig zur Unterstützung hinzuzuziehen. Junge Menschen können durch ein kontinuierliches und zuverlässiges soziales Netzwerk Sicherheit in ihrer Lebenswelt erhalten, was deshalb gefördert werden soll.

Die Ansprüche an die jungen Menschen steigen parallel zur zunehmenden Verselbstständigung also in Wohngruppe 2. Sie sollen weiterhin in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert werden, aber auch gefordert werden, damit sie eigene Lösungsstrategien entwickeln und Kompetenzen erlangen.

Die übergeordneten Ziele in der pädagogischen Arbeit liegen einerseits weiterhin in der Rückführung in die Herkunftsfamilie, da die jungen Menschen, welche in WG 2 leben, meist schon länger in der Einrichtung leben, kann es sein, dass sich die ausschlaggebenden Umstände für die Unterbringung in unserer Einrichtung positiv verändert haben, sodass eine Rückführung möglich erscheint. In Fällen in denen dies nicht möglich erscheint, wird der Umzug in WG 3 als mögliches Ziel forciert.

Tagesstruktur

Auch in Wohngruppe 2 muss man beim Tagesablauf zwischen der Schulzeit und den Ferien, beziehungsweise dem Wochenende unterscheiden. Der Tag beginnt während der Schulzeit bei den meisten jungen Menschen zwischen 6:00h und 7:00h. Die Jugendlichen können sich dann etwas zu Essen für die Schule oder die Arbeit machen oder noch zu Hause etwas frühstücken. Danach gehen meist Alle in die Schule oder müssen auf die Arbeit, wodurch sie oft erst gegen 13:00h oder noch später zurückkommen. Um 13:30h gibt es jeden Tag eine warme Mahlzeit zum Mittagessen. Nach dem Mittagessen steht auch in Wohngruppe 2 der Küchendienst an, welchen einer der Jugendlichen ca. einmal pro Woche den ganzen Tag lang zu erledigen hat. Nach dem Mittagessen kann die Zeit für mögliche externe oder interne Termine genutzt werden oder es können Schularbeiten erledigt werden. Ansonsten können die Jugendlichen selbst überlegen, wie sie ihre freie Zeit am Nachmittag gestalten möchten oder es werden Gruppenaktivitäten angeboten. Sie können die Einrichtung auch bis spätestens 18:30h verlassen, da dann das Abendessen beginnt. Nach dem Abendessen steht erneut der Küchendienst an. Danach können die Jugendlichen erneut frei entscheiden was sie machen wollen. Sie dürfen bis spätestens 21:00h draußen bleiben. Ab 22:00h beginnt die Nachtruhe. Bis dahin sollten alle Jugendlichen ihre E-Geräte abgegeben haben. An Wochenenden und in den Ferien können die jungen Menschen ausschlafen, das Frühstücken ist bis 11:00h möglich. Ansonsten kochen die Jugendlichen regelmäßig an den Wochenenden für die gesamte Gruppe. Den restlichen Tag können die Jugendlichen frei nutzen, an Gruppenaktivitäten teilnehmen oder Schulaufgaben erledigen. Regelmäßige Aktionen, wie beispielsweise samstags ein Sport-, beziehungsweise Backtag werden gemeinsam in den Gruppensitzungen bestimmt und umgesetzt. Die Gruppendynamik soll hier gestärkt werden, aber auch die Gestaltung von gemeinsamen Aktivitäten zwischen den Jugendlichen und den Betreuer/innen.

Regeln

In Wohngruppe 2 gibt es allerdings auch individuelle Regeln und Pflichten, welche die Bewohner/innen erledigen und beachten sollen, welche größtenteils auch zum Verselbstständigungsprozess beitragen sollen. Wie gesagt sollen die Jugendlichen unter der Woche bis 21:00h zurück in der Einrichtung und möglichst bei allen Mahlzeiten anwesend sein. In Absprache mit den Bezugsbetreuern/innen dürfen die Jugendlichen zwei Abendessen pro Woche ausfallen lassen, damit sie die Möglichkeit erhalten einmal pro Woche sich auch längere Zeit außerhalb der Einrichtung aufhalten zu können. An Wochenenden und in den Ferien dürfen die Jugendlichen bis 21:30h draußen bleiben. Die E-Geräte sollen unter der Woche bis spätestens 22:00h abgegeben werden. In den Ferien dürfen die Jugendlichen die E-Geräte bis 24:00h behalten, bzw. an Wochenenden sogar durchgängig. Wie schon gesagt sind alle jungen Menschen ca. einmal pro Woche für einen ganzen Tag mit dem Küchendienst dran. Außerdem gehen die Jugendlichen zusammen mit Fachkräften auch regelmäßig für die ganze Wohngruppe einkaufen oder am Wochenende kochen sie gemeinsam mit den Fachkräften. Weitere Dienste sind fest in der Wochenstruktur verankert und werden häufig schon sehr selbstständig von den Jugendlichen ausgeführt. Alle Jugendlichen sollen ihre Zimmer aufräumen und saubermachen.

Die Jugendlichen der Wohngruppe 2 haben mehr Verpflichtungen und werden weniger angeleitet, als in der ersten Wohngruppe, erhalten im Gegensatz dazu aber auch mehr Freiheiten. Dies soll die Eigenverantwortung fördern und auf die Herausforderungen des gesellschaftlichen eigenständigen Lebens nach und nach vorbereiten. Auch hier gilt es ein individuelles Konzept entsprechend des Entwicklungsstandes des Jugendlichen zu entwerfen, um ein gesundes Maß zwischen Fördern und Fordern zu erreichen, ohne eine Überforderung oder Unterforderung zu bedingen. Die psychosoziale Entwicklung bleibt im Fokus und wird in ihrem Wachstum weiter gestärkt. Die Reflexion von Entwicklungsschritten wird offen mit den Jugendlichen thematisiert und bewertet, um weitere Entwicklungsziele zu formulieren. Die Partizipation aller Beteiligten ist auch hier grundlegend für einen gelingenden Prozess.