WG 1 „Neustart“

Die Wohngruppe 1 trägt den Namen „Neustart“, was symbolisiert was diese Wohngruppe für seine Bewohner vor allem darstellen soll – einen Neustart. In Wohngruppe 1 ziehen meist die neuen Bewohner/innen der Einrichtung ein, werden hier also in die Abläufe und Regeln der Einrichtung eingeführt. Möglicherweise ist unsere Einrichtung auch der erste Berührungspunkt mit dem System Jugendhilfe, weshalb diesen jungen Menschen erstmal das Prinzip Jugendhilfe nähergebracht werden sollte, beziehungsweise welche Möglichkeiten und Rechte ihnen zustehen.

Junge Menschen, welche in unsere Einrichtung einziehen, haben vorher oft eine schwierige Zeit durchgemacht, hatten vielleicht Probleme im Elternhaus, Herkunftsfamilie oder in ihrer vorherigen Wohngruppe. Daher soll mit dem Einzug in die WG 1 ein Neustart ermöglicht werden, quasi der Start in einen neuen Abschnitt im Leben eines Jeden.

Weitere Informationen

Die Zielgruppe der WG 1 sind vor allem Jungen und Mädchen im Alter von 12 bis 15 Jahren. Allerdings werden die jungen Menschen auch hier individuell entsprechend ihrem Entwicklungsstand betrachtet, weshalb das Alter nicht unbedingt einen entscheidenden Faktor darstellt. Die Wohngruppe bietet dafür insgesamt acht Plätze, beziehungsweise sind auch die zwei separaten Inobhutnahmeplätze an die Wohngruppe 1 angebunden. Die Inobhutnahmeplätze sind organisatorisch an die Wohngruppe 1 angebunden, da in Obhut genommene junge Menschen meist nach der Inobhutnahme in Wohngruppe 1 aufgenommen werden, falls sich alle Parteien auf einen Verbleib und eine längerfristige Perspektive in unserer Einrichtung einigen können.

Um jedem uns anvertrauten jungen Menschen einen Neustart ermöglichen zu können, wird in WG 1 ein besonderes Augenmerk auf Selbstfindung und Anamnese gelegt. Die jungen Menschen sollen vorerst zur Ruhe kommen und in der Wohngruppe, beziehungsweise der Einrichtung, ankommen und sich an das neue Umfeld und die vielen neuen Personen gewöhnen können. Um dies zu ermöglichen gewährleistet die WG 1 in einem geschützten Rahmen ein hohes Betreuungsaufkommen und viele Unterstützungsangebote.

Die Ansprüche der ersten Wohngruppe an seine Bewohner sind relativ niedrigschwellig und sollen so ein Kennenlernen von einrichtungsinternen Regeln und Abläufen ermöglichen. Außerdem haben die jungen Menschen so Zeit um professionelle, vertrauensvolle Beziehungen mit den Fachkräften der Wohngruppe aufzubauen und ihnen soll ein Ort für Selbstfindungsprozesse ermöglicht werden.

Im Zuge dessen soll eine erste Orientierung bezüglich Perspektiven im Leben und in der Einrichtung gemeinsam mit den jungen Menschen und den Fachkräften der Wohngruppe stattfinden. Darüber hinaus ist pädagogische Diagnostik in der Wohngruppe wichtig, also ein gemeinsames Erfassen und Bewerten von möglichen entwicklungshemmenden Gegebenheiten. Darauf aufbauend können Ressourcen und Potentiale der jungen Menschen gemeinsam erkannt werden und erste Entwicklungsziele formuliert werden. Dazu kommt eine umfangreiche Eltern- und Netzwerkarbeit. Die Bewohner der Wohngruppe leben meist noch nicht lange in unserer Einrichtung, weshalb meist auch ein gegenseitiges Kennenlernen mit den Eltern nötig und wichtig ist. Alle Parteien können ihre Bedürfnisse, Wünsche und Anliegen austauschen und gemeinsam abwägen, wie man diese befriedigen kann und dem jungen Menschen so eine bestmögliche Entwicklung ermöglichen kann. Manchmal ist auch ein temporärer oder dauerhafter Kontaktabbruch zur Herkunftsfamilie gewünscht, weshalb die Elternarbeit zeitweise eingestellt werden kann, beziehungsweise bei dauerhaften Kontaktabbrüchen die Zusammenarbeit mit einem gesetzlich bestellten Vormund aufgenommen werden kann. Im Zuge der Netzwerkarbeit sollen mögliche externe Hilfeangebote individuell passend in Anspruch genommen werden und neue sowie schon bestehende soziale Kontakte innerhalb und außerhalb der Einrichtung geknüpft und erhalten werden.

Die übergeordneten Ziele der Wohngruppe, welche wir gemeinsam mit den jungen Menschen verfolgen, sind die Rückführung in die Herkunftsfamilie, beziehungsweise der Einzug in die Wohngruppe 2.

Tagesstruktur

Der grobe Tagesablauf in der Wohngruppe unterscheidet sich zwischen der Schulzeit und der Ferienzeit. Während der Schulzeit gibt es ab 6:30h bis 9:30h Frühstück. Die jungen Menschen, welche aktuell eine Schule besuchen, besuchen dann meist ab ca. 8:00h die Schule, beziehungsweise müssen sie teilweise früher los, um die Schulen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die Anderen, welche aktuell keine Schule besuchen, können sich am Morgen und Vormittag um Termine kümmern oder an individuellen Perspektiven arbeiten. Die meisten kommen dann gegen 13:00h zurück, weshalb es ab 13:00h Mittagessen gibt. Nach dem Mittagessen hat jeweils einer der Jugendlichen Küchendienst. Bis 14:30h gilt dann eine Mittagsruhe, in der sich die jungen Menschen ein wenig ausruhen können. Der Nachmittag wird dann meist für das Erledigen von Schulaufgaben genutzt, beziehungsweise können auch Termine anstehen. Falls beides erledigt ist oder nicht ansteht, können die Jugendlichen natürlich den Nachmittag auch zur Freizeitgestaltung nutzen. Allerdings sollten alle Jugendlichen bis spätestens 18:30h wieder zu Hause sein, da dann das Abendessen ansteht. Nach dem Abendessen steht dann auch wieder der Küchendienst an. Danach haben die Jugendlichen erneut freie Zeit, können sich also aussuchen was sie tun möchten. Unter der Woche sollten alle E-Geräte, die zur Unterhaltung dienen, um 21:45h abgegeben werden, da ab 22:00h in der gesamten Einrichtung die Nachtruhe beginnt. Die jungen Menschen sollen also spätestens um 22:00h zur Ruhe kommen und schlafen gehen.

An Wochenenden und in den Ferien verschiebt sich das Frühstück auf ca. 9:30h bis 10:30h, damit auch mal die Möglichkeit gegeben wird, länger schlafen zu können. Die restliche Zeit des Tages kann auch zur freien Gestaltung genutzt werden oder wird durch Gruppenaktivitäten gefüllt. Hier kann individuell anhand des Alters und des Entwicklungsstandes geschaut werden, wie lange und bis wann man die Einrichtung verlassen darf und wie lange man die E-Geräte behalten darf.

Regeln

Es gibt innerhalb der Wohngruppe aber auch Regeln und Pflichten. So dürfen die jungen Menschen wie bereits gesagt unter der Woche nur bis 18:30h die Einrichtung verlassen, außer es wurden partizipativ Ausnahmen besprochen. Am Wochenende und in den Ferien ist die Ausgangszeit auch abhängig vom Alter, da wir uns natürlich an Jugendschutzgesetze halten müssen. Aber meist dürfen die jungen Menschen am Wochenende oder in den Ferien bis 21:00h draußen bleiben. Die E-Geräte werden immer über Nacht abgegeben, um einen geregelten Tag- Nacht- Rhythmus zu erzielen. Alle Jugendlichen sind ca. einmal pro Woche mit dem Küchendienst dran, was heißt, dass sie an einem gesamten Tag nach jeder Mahlzeit aufräumen, den Boden kehren und abends den Müll rausbringen. Außerdem sollen die jungen Menschen standardmäßig einmal pro Woche ihre Zimmer aufräumen und säubern, bei Bedarf kann dies aber auch öfter nötig sein. Darüber hinaus gibt es noch allgemeine Dienste, welche einmal die Woche anstehen. Dies beinhaltet etwa den Flur zu saugen oder die Bäder zu säubern. Beim Wäsche waschen wird darauf geachtet, die jungen Menschen nicht zu überfordern. Das heißt sie werden mit Hilfe der pädagogischen Fachkräfte und der Hauswirtschaftskräfte langsam an das eigenständige Waschen herangeführt.

Grundsätzlich werden die Jugendlichen in der Wohngruppe häufig noch sehr viel durch die Fachkräfte und die Hauswirtschaft unterstützt. Die Verselbstständigung wird so von Beginn an im Haus angetrieben, allerdings steht die psychosoziale Entwicklung, ein „Zur Ruhe- Kommen“, ein „Sich-Neufinden“ und die Perspektivklärung mit den Eltern/ Vormündern und dem Jugendamt im Vordergrund. Es gilt ein ausgewogenes Maß zwischen Fordern/Fördern und Vermeidung von Überforderung zu finden, um in kleinen Schritten Teilziele zu erreichen. Regelmäßig finden Elterngespräche, Rückkoppelung zu den öffentlichen Trägern, aber auch Bezugsbetreuungsgespräche statt. Eine transparente, wertschätzende und offene Kommunikation und die Einbeziehung aller Beteiligten ist uns als Einrichtung von Beginn einer Aufnahme sehr wichtig. Auch eine gute Erreichbarkeit für Alle ist uns sehr wichtig, so hält die Einrichtung auch über die Nacht einen Dienst vor, das heißt die jeweilige Fachkraft ist nicht als Bereitschaft vor Ort, sondern ist über die ganze Nacht wach und für die Jugendlichen ansprechbar. Der Nachtdienst ist bewusst immer in der Wohngruppe 1, um gerade für die jüngeren und neuen Bewohner/innen Sicherheit zu bieten. Auch Eltern und Vormünder können uns so immer erreichen.