Unsere Philosophie

Wie auch schon der Name und die Bedeutung hinter unserem Slogan „Plan P“ suggerieren, wollen wir uns nicht zwangsläufig auf bestimmte Lösungswege festlegen oder uns zwingend an geltenden Methoden und Theorien orientieren, sondern den Menschen gemeinsam individuell betrachten. Unsere Philosophie zeichnet sich also vor allem dadurch aus, dass wir keine bestimmte verfolgen. Als Einrichtung, die die individuelle Betrachtung eines Menschen sowohl in der pädagogischen Arbeit, als auch in der Mitarbeiterführung verfolgt, ist eine logische Schlussfolgerung, dass wir uns auch philosophisch offen und breit aufstellen, sowie durchaus bereit sind unkonventionelle Wege einzuschlagen, wenn dies der Entwicklung und dem Wohl des jungen Menschen dient.

Lebenswege und die Gesellschaft entwickeln sich stets dynamisch, situativ und damit im gesellschaftlichen Wandel. Individuen beeinflussen das System und das System die Individuen.

„Sozialer Wandel ist der ‚Wandel in der Struktur eines Systems als Wandel seiner normativen Kultur’“.

Peter Heinz,1962

Es erschließt sich als schwierig in einer sich schnell wandelnden Gesellschaft eine einzige Philosophie zu formulieren, die unser Handeln beschreibt. Starre Philosophien und Theorien nach denen man sich zwanghaft richtet, können veraltet oder nicht auf den Einzelfall passend sein, wodurch sie entwicklungshemmend wirken können.

Dennoch gibt es Theorien und Philosophien, welche unsere Arbeitsweise in einen guten Rahmen packen und unserer Art der pädagogischen Arbeit nahekommen, beziehungsweise diese teilweise beeinflussen. Diese beiden Theorien sind der systemtheoretische Ansatz und die Theorie der Lebensweltorientierung.

Aus systemtheoretischer Perspektive geht man von der Annahme aus, dass jeder Mensch ein individuelles System darstellt, welches durch viele Subsysteme intern gekennzeichnet ist und durch externe Systeme beeinflusst wird. Es herrscht die Überzeugung vor, dass ein System stets nach Selbsterhaltung strebt. Dabei haben viele der uns anvertrauten Jugendlichen bestimmte Muster entwickelt, die das eigene System erhalten sollen. Dabei stellen wir in der alltäglichen pädagogischen Arbeit immer wieder fest, dass diese Muster zwar dem Selbsterhalt rein subjektiv dienen, allerdings oft entwicklungshemmend wirken.

Als Einrichtung ist es uns wichtig diese Muster zu erkennen und diese mit den Jugendlichen zusammen zu bewerten. Bewertung heißt hier vor allem die Vor- und Nachteile von einem Verhalten aufzuzeigen und gemeinsam zu entscheiden, welches der Verhaltensmuster förderlich und weniger förderlich zu sein scheinen. Bewertung ist allerdings auch rein subjektiv und auch im stetigen Wandel, so gilt es auch hier gemeinsam mit den Adressaten und Helfersystemen Lösungen zu finden, die einerseits den Kinderschutz, andererseits aber auch den Erhalt des Systems gewährleisten.

Bestehende Verhaltensmuster zu ändern kann schwierig sein und stellt meist einen langwierigen Prozess dar, welchen es als Einrichtung zu unterstützen gilt. Dazu braucht es Motivation und das Ermöglichen von Entwicklungschancen, weshalb unsere Einrichtung an persönliche Stärken der jungen Menschen anknüpft und eine entwicklungsfördernde Umwelt anbieten will. Diese Ressourcenorientierung stellt sich einer defizitorientierten Bewertung entgegen und soll die jungen Menschen in ihrer Selbstverwirklichung bestärken. Veränderung entsteht vor allem dann, wenn der eigene Veränderungswunsch auch vorhanden ist und nicht fremdbestimmt von externen Systemen vorgegeben wird und dann häufig eher Mechanismen wie Widerstand, Stagnation, Überforderung oder Ohnmacht bedingt.

„Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch schneller als der, der ohne Ziel herumirrt.“.

Gotthold Ephraim Lessing

Zum zweiten können wir uns auch in Teilen mit dem lebensweltorientierten Ansatz identifizieren, welcher besagt, dass die jungen Menschen Experten ihrer eigenen Lebenswelt sind, sie also am besten dafür geeignet sind über sie betreffende Angelegenheiten zu entscheiden. Dem wollen wir nachkommen und uns deshalb konsequent an den jungen Menschen orientieren und unser Handeln an ihre Bedürfnisse anpassen. So wollen wir bei den jungen Menschen Eigenverantwortung, Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit fördern.

Zugegeben, diese Art der pädagogischen Intervention kann auch etwas Zeit in Anspruch nehmen, da sie auf die Mitwirkung und die Einsicht der jungen Menschen baut, allerdings ist diese Arbeit aus unserer Sicht auch der einzige Weg für eine nachhaltige Veränderung.

Alle Menschen unterliegen diversen Bewertungsstrategien, diese gilt es stets zu prüfen und aus der Perspektive der Bewertenden und der eigenen Perspektive im jeweiligen Situationszusammenhang zu überprüfen. Dies führt unweigerlich dazu, dass es nie nur schwarz und weiß oder richtig und falsch gibt und pädagogisches Arbeiten immer auch heißt gemäß „Plan P“ Kompromisse zu finden, die für alle Parteien akzeptabel sind und letztlich förderlich im Sinne des Kindeswohls sind. Wir möchten dieser Art Philosophie folgen und damit flexibel und offen für und in der Zusammenarbeit mit jungen Menschen und deren Familien bleiben.

Die Grundsätze des Deutschen Roten Kreuzes ergänzen und vervollständigen unsere Philosophie.

Dies bildet eine grobe Zusammenfassung unserer Philosophie und unserer Vorstellung von pädagogischer Arbeit. Unsere pädagogische Konzeption können sie hier lesen.